Eine einfache Dividenden-Strategie hat in den vergangenen zwanzig Jahren den Swiss Leader Index geschlagen. The Market präsentiert die «Dogs of the SLI» für 2020.
Steter Tropfen höhlt den Stein, und stete Dividende vermehrt das Vermögen. Dass die Ausschüttungen nach den satten Kursgewinnen 2019 bei den Anlegern etwas in den Hintergrund gerückt sind, ist nicht erstaunlich. Langfristig jedoch ist ihr Beitrag zum Anlageerfolg beträchtlich und sollte nicht unterschätzt werden.
So hat der Swiss Leader Index seit dem 31.12.1999 einen mittleren jährlichen Kursgewinn von 2,5% erzielt. Inklusive Dividenden fiel die Gesamtrendite mit 5% praktisch doppelt so hoch aus. Aus 1000 Franken wurden nach zwanzig Jahren rund 2650 Fr. – ohne Dividenden waren es lediglich 1650 Fr.
Was liegt also näher, als auf dividendenstarke Unternehmen zu setzen? Genau das macht die sogenannte Dogs-of-the-Dow-Strategie. Sie wird dem Vermögensverwalter Michael O’Higgins zugeschrieben, der die Methode in seinem Buch «Beating the Dow» vor rund dreissig Jahren vorgestellt hatte.
Worum geht es? Immer zum Jahresbeginn werden aus den dreissig Aktien des Dow Jones Industrials die zehn Werte mit der höchsten erwarteten Dividendenrendite ausgewählt und für ein Jahr im Depot gehalten. Oft handelt es sich dabei um Titel, die zuvor schlecht abgeschnitten haben – deshalb auch der Name «Dogs». Umgangssprachlich wird Dog in den USA unter anderem für etwas qualitativ Minderwertiges verwendet.
Nach zwölf Monaten wird das Portfolio überprüft und – falls notwendig – angepasst, damit wieder die ausschüttungsstärksten Valoren vertreten sind.
Obwohl der Ansatz ursprünglich auf den US-Aktienmarkt angewendet wurde, lässt er sich auch an der hiesigen Börse umsetzen. Dazu eignet sich der Swiss Leader Index (SLI), der alle zwanzig Titel des Swiss Market Index plus die zehn grössten Vertreter des Swiss Mid Cap Index (SMIM) abbildet und somit die gleiche Anzahl Aktien umfasst wie der Dow Jones Industrial.
Der SLI wurde zwar erst 2007 kreiert, er wurde jedoch bis zum 31.12.1999 zurückgerechnet und mit einem Startwert von 1000 versehen. Im Vergleich zum bekannteren SMI ist der SLI weniger stark konzentriert: Um eine allzu einseitige Gewichtung im Aktienbarometer zu vermeiden, wird der Anteil der vier grössten Titel – aktuell sind das Nestlé, Roche, Novartis und Zurich Insurance – auf 9% limitiert. Die verbleibenden 26 Titel werden mit höchstens 4,5% gewichtet.
Wie also schneidet die Dogs-Strategie in der Schweiz ab? Der Swiss Leader Index hat sich seit seiner Einführung Ende 1999 inklusive Dividenden etwas mehr als verdoppelt. Wer jedes Jahr auf die zehn Dogs mit der höchsten Dividendenrendite gesetzt hat, hat aus 100 rund 310 Fr. gemacht. Damit haben die Dividendenperlen pro Jahr eine um nahezu einen Prozentpunkt höhere Rendite erzielt.
Allerdings schlagen die Dogs den SLI nicht in jedem Jahr. In den vergangenen zwanzig Jahren haben sie elfmal besser abgeschnitten als der SLI, neunmal blieben sie zurück.
Wie sah es 2019 aus? Zur Auswahl für das abgelaufene Jahr gehörten Zurich Insurance, Swiss Re, Adecco, UBS, LafargeHolcim, Swisscom, Kühne + Nagel, ABB, Dufry und Julius Bär. Die Dividendenrenditen reichten von 4 (Julius Bär) bis 6,1% (Zurich Insurance).
Wer zum 1. Januar 2019 zu gleichen Teilen in die zehn Titel investierte, hat eine Gesamtrendite von knapp unter 29% erzielt. Das war etwas weniger als der SLI, der inklusive Dividenden 30% abgeworfen hat. 2019 hat die Dow-Strategie hierzulande demnach nicht funktioniert.
Für 2020 gibt es in der Zusammensetzung kaum Veränderungen. Acht der zehn Dogs des vergangenen Jahres sind auch jetzt wieder dabei. Einzig Julius Bär muss Novartis Platz machen, während für Dufry der Versicherer Swiss Life aufgenommen wird.
Mit einer geschätzten Dividendenrendite von über 4% gehört der Reisedetailhändler zwar zu den grosszügigen Dividendenzahlern. Allerdings kam es beim SLI im April zu Anpassungen. Der vom Pharmakonzern Novartis abgespaltene Augenheilkonzern Alcon wurde neu ins Barometer aufgenommen und verdrängte Dufry. Deshalb fällt der Titel aus der Auswahl.
Wer die Dogs-Strategie umsetzt, muss sich jedoch bewusst sein, dass er mitunter das Risiko einer hohen Sektorkonzentration eingeht. In der Auswahl für 2020 finden sich nämlich gleich vier Vertreter aus der Finanzbranche (Zurich Insurance, UBS, Swiss Re und Swiss Life) und drei Industrieunternehmen (ABB, Kühne + Nagel sowie Adecco). Mit Swisscom (Telecom), LafargeHolcim (Grundstoffe) und Novartis (Gesundheit) sind noch drei weitere Branchen vertreten.
Zwar sind auch im SLI nicht alle der elf globalen Sektoren vertreten. Immobilien, Energie sowie Versorger fehlen. Dennoch umfasst der Index immerhin acht Branchen und nicht nur deren fünf und ist damit breiter diversifiziert.
Schneiden im kommenden Jahr nun die Sektoren Technologie, Basis- oder zyklischer Konsum besonders gut ab, die zwar im SLI enthalten sind, nicht aber bei den Dogs, dürften letztere im Vergleich wohl zurückbleiben.