Die Kurse vieler Börsenlieblinge sind über die letzten Jahre stärker gestiegen als die Gewinne, sie wurden also teurer. Mit steigenden Zinsen droht nun eine Schubumkehr.
Weil Aktien riskanter sind als Obligationen, verlangen Investoren einen Renditeaufschlag, den man mit der Risikoprämie quantifizieren kann.
Die Risikoprämie definiert sich als Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV oder PE) minus risikofreier Zinssatz. Sie ist bei vielen Wachstumsaktien über die letzten zehn Jahre bemerkenswert stabil geblieben, wie das Beispiel Nestlé zeigt (vgl. Grafik). Die sinkenden Zinsen haben daher unmittelbar zu höheren Bewertungen geführt.
Mit anderen Worten: Ihre Performance ist nicht alleine dem Gewinnwachstum zu verdanken, sondern kommt zu einem erheblichen Teil von den gefallen Zinsen. Weitere Titel, die vom Zinsrückgang befeuert wurden, sind Apple, Microsoft, LVMH oder L'Oréal.
Jetzt, wo die Zinsen eher wieder steigen als sinken, müssten sie das Gegenteil bewirken, und die Aktienkurse könnten trotz Gewinnwachstum Verluste erleiden. Gerade weil die Zinsen noch so tief sind, müsste sich ein Anstieg besonders schmerzhaft auf die grossen, teuren Wachstumstitel auswirken. Im folgenden Video zeigen wir, wie man die Höhe einer Kurskorrektur berechnen kann:
Im Gegensatz dazu sind Aktien mit tiefen KGV weniger in Gefahr. Zudem sind bei unterbewerteten Aktien, wie wir sie halten, per Definition die Risikoprämien zu hoch. Sinken sie auf ein normales Niveau, bieten unsere Titel einen wichtigen Schutz gegen einen allgemeinen Abwärtstrend, und im besten Fall resultieren sogar Kursgewinne.
Somit stellt Value-Investing eine Absicherung für Zinspessimisten dar. Sollten die Zinsen weiter tief bleiben, dann müsste eine Neubewertung der unterbewerteten Titel ebenso zu guter Performance führen.