Bonus-Zertifikate spielen am Schweizer Markt für Strukturierte Produkte eher einer Nebenrolle. Zu Unrecht: Teilschutz, Ertragsoptimierung und Partizipation sorgen bei dieser Anlagegruppe für ein attraktives Risiko-Ertrags-Profil.
Die Nachrichtenlage sowie die Kursrichtung an den Aktienmärkten wechseln seit Wochen ständig. Für Anleger ein wahrlich schwieriges Umfeld. Abhängig vom Tagesgeschehen müssen sie sich die Frage stellen, wie sie sich positionieren sollen.
Strukturierte Produkte liefern auch für Phasen der Unsicherheit wie wir sie aktuell erleben passende Lösungen. Hierzulande sind Renditeoptimierungsprodukte wie Barrier Reverse Convertibles (BRCs) beliebt, mit denen sich aus Seitwärtsbewegungen Rendite schöpfen lässt. Allerdings sind auch die etwas weniger geläufigen Bonus-Zertifikate in der aktuellen Marktphase einen Blick wert. Ähnlich wie BRCs bewahren sie Inhaber durch einen Risikopuffer vor Verlusten und besitzen gleichzeitig alle Zutaten für hohe Ertragschancen.
Insbesondere in der gegenwärtigen Zeit können die Produkte ihre Stärken ausspielen. Denn nachdem die Kurse im laufenden Jahr in den grossen Indizes wie SMI, EURO STOXX 50 oder S&P 500 prozentual zweistellig eingebrochen sind, stehen den Börsianern mit Blick auf 2023 möglicherweise wieder freundlichere Tage ins Haus.* Da es aber noch ungewiss ist, wie es mit Zinsen, Inflation und Konjunktur in den kommenden Monaten weitergehen wird, ist es für Direktanlagen vermutlich noch zu früh. Ratsamer dürfte sein, mit bedingtem Teilschutz zu agieren und dabei auf eine Upside-Partizipation zu achten.
Bonus-Zertifikate, die nach den SSPA-Klassifizierungsstandards den Partizipationsprodukten zuzuordnen sind, erfüllen genau diese Prämisse. Als Anleger nimmt man, je nach Ausführung, unlimitiert oder begrenzt, an steigenden Kursen eines Basiswertes teil, hat aber gleichzeitig ein geringeres Risiko als bei einer Direktanlage. Denn anders als bei Aktien federn Bonus-Zertifikate mögliche Kursschwächen mit einer zusätzlichen Sicherheitsbarriere gekonnt ab.
Die Funktionsweise im Detail: Teilschutz steht bei Bonus-Papieren ganz oben auf der Agenda. Dafür sorgt eine eingebaute Barriere. Bleibt diese während der Laufzeit unversehrt, kommt es am Ende zu einer vorab definierten Bonus-Zahlung. Folglich ist bereits bei seitwärts tendierenden respektive moderat fallenden Kursen eine attraktive Rendite möglich. Mit dieser im Voraus festgelegten Rückzahlung ist aber die Gewinnchance nicht ausgeschöpft. Je nach Ausführung nimmt das strukturierte Produkt an den Kursavancen oberhalb des Bonuslevels vollständig teil. Ist kein Cap vorhanden, deckt sich das Kurspotenzial des Basiswertes am Laufzeitende mit dem des Zertifikats. Ist dagegen eine Höchstgrenze eingezogen, profitiert das Papier bis zum Cap vollständig an steigenden Kursen des Basiswerts.
Sollte die Barriere verletzt werden, schaltet sich der Bonusmechanismus ab. Das bedeutet, dass der Anspruch auf den Bonusbetrag entfällt. Dann richtet sich die Rückzahlung nach der Performance des Basiswerts – im Guten wie auch im Schlechten. Notiert der Basiswert bei der Schlussfixierung über dem Startlevel, erhält der Inhaber des Zertifikats die Kursentwicklung 1:1 ausbezahlt. Damit ergibt sich auf der Oberseite – sollte kein Cap vorhanden sein – eine quasi unbegrenzte Gewinnchance. Für den Fall, dass der Kurs des Basiswertes aber am Ende unter dem Anfangswert liegt, fallen Verluste an. Der Rückzahlungswert entspricht dann der Entwicklung des Basiswertes, spiegelt also die negative Performance vollständig wider.
UBS hat aktuell zwei Bonus-Zertifikate bis zum 23. November in Zeichnung, die sich für vorsichtige Anleger eignen könnten, die an eine Trendumkehr an den Aktienmärkten glauben. Das erste Bonus-Zertifikat (SIX Symbol KNCRDU) bezieht sich auf die UBS Group: Innerhalb der zweijährigen Laufzeit schützt eine Barriere bei 60% des Anfangswerts die Bonus-Zahlung von 12,5%. Steigt die Aktie über das Niveau hinaus, nimmt das Zertifikat vollständig an den Kursgewinnen bis zum Cap bei 130% teil. Damit beläuft sich die maximale Gewinnchance per Verfall auf 30%.
Noch bessere Konditionen sind mit einem Multi-Bonus-Zertifikat möglich. Das zeigt das zweite Produkt (SIX Symbol KNCSDU) auf die drei heimischen Finanztitel UBS Group, Swiss Re und Zurich Insurance Group. Bei einer identischen Laufzeit von zwei Jahren stellt die Neuemission eine Bonus-Rendite von 31% in Aussicht. Das SMI-Trio muss also keinerlei Kursavancen aufweisen, damit es am Laufzeitende zu dieser Rückzahlung kommt. Wichtig dabei ist, dass die Barriere bei 60% der Anfangslevels während der 24 Monate unversehrt bleibt. Nach oben ist sogar noch mehr drin: Der Cap wird bei 140% fixiert. Sollte der Risikopuffer nicht ausreichen, gilt wie bei den bekannten BRCs auch hier das Worst-of-Prinzip. Die Rückzahlung richtet sich dann nach dem schwächsten Basket-Mitglied. Bei einem Schlusskurs unterhalb des Strikes fallen Verluste an, schliesst der Worst Performer aber über dem Startlevel, endet das Investment trotz Barrierebruch im positiven Bereich. Bitte beachten Sie, dass kein Kapitalschutz besteht. Zudem muss – wie immer bei Strukturierten Produkten – das Emittentenrisiko berücksichtigt werden.
Chart: Swiss Re vs. UBS Group vs. Zurich Insurance Group (5 Jahre, nur zu illustrativen Zwecken, Umbasierung auf 100%)*