The Pulse

Mit Biotech-Aktien das Portfolio immunisieren

Der Biotech-Sektor bietet in der gegenwärtigen Unsicherheit an den Börsen einen mehrfachen Schutz zu einer günstigen Bewertung. The Market stellt seine Favoriten vor.

Christoph Gisiger
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Die Lage bleibt unberechenbar. Nachdem die amerikanischen Aktienmärkte zu Wochenbeginn freundlich tendiert hatten, ist am Dienstag neuer Abgabedruck aufgekommen.

Besonders schwer haben sich Tech-Werte getan. Der Nasdaq 100 ging gestern Abend 2,4% schwächer aus dem Handel. Grössere Verluste verzeichneten speziell Halbleiterkonzerne wie Nvidia, Qualcomm und AMD. Auch die Ausrüster Applied Material, Lam Research und KLA schlossen allesamt rund 6% tiefer.

Schwächesignale aus den Endmärkten PC und Smartphone lösen im Chipsektor Befürchtungen aus, dass der Zyklus dreht. Entsprechend gering ist die Toleranz bei Enttäuschungen. An der Schweizer Börse musste das gestern AMS Osram erfahren. Der Kurs des Spezialisten für Sensoren und optische Lösungen büsste im Tagesverlauf mehr als 8% ein.

Bald ist es 140 Tage her, seit der Nasdaq 100 am 19. November letztmals auf einem Rekordhoch geschlossen hat. Aktuell notiert der Tech-Index knapp 12% unter der damaligen Bestmarke. Die Geduld der Marktteilnehmer wird mehr und mehr strapaziert. Die letzte schwere Korrektur vom Februar/März 2020 hatte das Branchenbarometer in weniger als 110 Tagen vollständig überwunden.

Nasdaq 100

Performance über letzte zwölf Monate, in %
Nasdaq 100
Halbleiter (SOXX-ETF)
Software (IGV-ETF)
Internet (FDN-ETF)

Wie es im Sektor weitergeht, ist wie immer schwierig zu sagen. Gut möglich ist, dass der Auftrieb bei den Zinsen am Dienstag abermals für Verunsicherung gesorgt hat. Die Rendite auf zehnjährige US-Staatsanleihen kletterte weiter auf 2,56%. Das ist der höchste Stand seit April 2019.

Zehnjährige US-Staatsanleihen

Rendite, in %

Heute Mittwoch wird sich das Augenmerk primär auf die US-Notenbank richten, die das Protokoll zur letzten Zinssitzung von Mitte März veröffentlicht. An den Märkten wird man dabei genau auf neue Hinweise zum geplanten Abbau der Fed-Bilanz achten.

Offensichtlich ist, dass es die Währungshüter angesichts der hartnäckig hohen Inflation eilig haben. Wie die Notenbankgouverneurin Lael Brainard gestern sagte, könnte das Fed bereits an der kommenden Sitzung von Anfang Mai mit dem Bilanzabbau beginnen und ein «schnelles Tempo» wählen. Dass nun selbst «Tauben» wie Brainard so scharfe Töne anschlagen, ist bezeichnend.

Der Prozess, der auch als «Quantitative Tightening» oder kurz QT bezeichnet wird, ist in unguter Erinnerung. Das letzte Mal, als das Fed seine Bilanz in nennenswertem Umfang schrumpfte, kam es im vierten Quartal 2018 zu heftigen Turbulenzen. Stars aus dem Tech-Sektor wie Apple, Amazon, Nvidia und Netflix brachen 35 bis 55% ein.

Bis jetzt halten sich die meisten Superschwergewichte recht gut. Apple zum Beispiel notiert bloss rund 4% unter dem Allzeithoch. Google, Microsoft und Amazon haben etwa 7 bis 13% verloren. Gut spürbar ist aber, dass Kursschwankungen zunehmen. Seit Anfang Januar hat der Nasdaq 100 an 73% Handelstagen mindesten 1% gewonnen oder verloren. Derart ausgeprägt war die Volatilität letztmals nach dem Platzen der Internetblase.

Im Vergleich dazu entwickeln sich Aktien von grossen Biotech-Konzernen wie Amgen, Vertex und Regeneron dieses Jahr erfreulich solid. Ein guter Grund für «The Pulse», sich in der heutigen Ausgabe mit den neusten Trends in der Branche zu befassen.

Covid-Medikamente dominieren erneut

Die schlimmste Phase der Pandemie liegt hoffentlich hinter uns. Trotzdem wird das Coronavirus auch dieses Jahr das Geschehen im Gesundheitssektor prägen – zumindest, was den Absatz von Medikamenten anbelangt.

Gemäss dem Researchdienst Evaluate werden 2022 erneut Wirkstoffe gegen Covid-19 die Rangliste der meistverkauften Pharmaprodukte dominieren. Der mRNA-Impfstoff Comirnaty, den Pfizer und BioNTech entwickelt haben, belegt mit weltweit über 30 Mrd. $ klar Platz eins. Dahinter folgt Paxlovid, das neue antivirale Covid-Präparat, das ebenfalls von Pfizer stammt. Auf dem dritten Rang klassiert sich der Impfstoff von Moderna.

Quelle: Evaluate

In den USA haben die Gesundheitsbehörden vor wenigen Tagen eine zweite Booster-Impfung für Personen im Alter von mindestens fünfzig Jahren freigegeben. Analysten schätzen, dass BioNTech und Pfizer mit Comirnaty über den gesamten Lebenszyklus mehr als 110 Mrd. $ einnehmen werden. Das Medikament wird damit zu einem der umsatzstärksten Wirkstoffe aller Zeiten.

Dank der Covid-Pille Paxlovid wird Pfizer dieses Jahr mit annähernd 16 Mrd. $ auch an erster Stelle liegen, was den Verkauf neuer Medikamente betrifft. Derweil profitiert AstraZeneca von der im letzten Jahr vollzogenen Übernahme des auf seltene Krankheiten spezialisierten Biotech-Konzerns Alexion.

Mit Amgen schafft es sogar ein Biotech-Unternehmen in die Top-10. Der Branchenleader aus dem kalifornischen Thousand Oaks hat das vor allem einem neuen Biosimilar-Medikament zu verdanken. Es wird bisher noch ausserhalb der USA vermarktet und bietet eine Alternative zu Humira, dem Umsatzrenner von AbbVie gegen Arthritis.

Quelle: Evaluate

Entscheidend ist an der Börse jedoch weniger, welche Medikamente bereits auf dem Markt sind. Wichtiger ist in der Regel, wie es um die Pipeline für neue Wirkstoffe steht, mit denen Umsatzlücken durch auslaufende Patente gefüllt werden können. Mit viel Spannung wird gegen Mitte Jahr der Zulassungsentscheid der US-Gesundheitsbehörde FDA zu Tirzepatide erwartet, einem Diabetesmedikament von Eli Lilly.

Im Biotech-Sektor fallen die Testdaten zu neuen Wirkstoffen im bisherigen Jahresverlauf durchwachsen aus. Mit erfreulichen Ergebnissen konnte vor wenigen Tagen Vertex aufwarten. Das Unternehmen aus Boston forscht unter anderem an einem neuartigen Schmerzmittel, das Opioid-Medikamente ersetzen könnte. Nach ersten vielversprechenden Resultaten steht der Weg jetzt frei für eine umfassende Phase-III-Studie.

Im Gegensatz dazu erlitt Gilead Sciences einen Dämpfer. Das Unternehmen hat Anfang März wenig aussagekräftige Studienresultate zum Brustkrebsmedikament Trodelvy präsentiert. Ob das Präparat wirklich einen klinischen Nutzen hat, bleibt damit unklar. Wenig überraschend haben die Aktien negativ reagiert.

Wesentlich schlimmer traf es einige kleinere Firmen wie Kodiak Sciences, Allakos, BridgeBio Pharma, die nur an einem Medikament forschen. Ihr Börsenwert ist nach enttäuschenden Testdaten dezimiert.

Fehlgeschlagene Experimente

Performance über letzte zwölf Monate, in %
Allakos
Kodiak Sciences
BridgeBio Pharma

Attraktive Charaktereigenschaften

Wie wir in unserem Ausblick zum Sektor Anfang Jahr dargelegt haben, favorisieren wir im aktuellen Umfeld mit hoher Unsicherheit an den Börsen und trüben Konjunkturaussichten grosse Biotech-Konzerne aus dem S&P 500. Das Segment hat seit Ende Dezember rund 4% gut gemacht, während der US-Leitindex 5% schwächer notiert.

Weniger gut entwickeln sich kleinere Werte, die im Branchen-ETF XBI vertreten sind. Der Fonds hat in den vergangenen Wochen zwar etwas aufgeholt, notiert aber noch immer fast 17% im Minus.

Performance seit Anfang Jahr

In %
S&P 500 Biotech
SPDR S&P Biotech ETF (XBI)
S&P 500 Health Care
S&P 500

Unter den Einzeltiteln aus dem S&P 500 schneiden AbbVie und Vertex mit einer Performance von über 20% am besten ab. Weit abgeschlagen ist Moderna. Der Konzern, der mit einem Börsenwert von bis zu 196 Mrd. $ auf dem Papier vorübergehend mehr wert war als der Branchenleader Amgen, hat seit Anfang Jahr nochmals 36% eingebüsst.

Performance grosser Biotech-Konzerne

Seit Anfang Jahr, in %

Sollte sich die Konjunktur tatsächlich gravierend abkühlen, dürften grosse Biotech-Konzerne mit ihrem defensiven Charakter an der Börse gefragt bleiben. Ein robuster freier Cashflow und eine grundsolide Bilanz sind schliesslich attraktive Attribute, wenn sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt.

Auch sind diverse grosse Biotech-Aktien bestechend günstig bewertet. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis für die acht Branchenleader im S&P 500 beträgt für dieses und nächstes Jahr lediglich 12 und 13. Für den Gesamtindex beläuft es sich demgegenüber auf mehr als 20 beziehungsweise 18.

Führende Biotech-Unternehmen wie Amgen, Regeneron, Vertex und Gilead sind auch gegenüber steigenden Zinsen weniger exponiert als kleinere Wachstumswerte mit unsicheren Gewinnaussichten. Anders als im Segment der Small Caps ist es bei den grosskapitalisierten Werten in den letzten Jahren nicht zu grossen Übertreibungen gekommen.

Performance über letzte drei Jahre

In %
S&P 500 Biotech
SPDR S&P Biotech ETF (XBI)
S&P 500 Health Care
S&P 500

Hinzu kommt, dass die Branche dem Inflationsdruck weniger ausgesetzt ist als andere Sektoren. Die Rohwarenkosten von Biotech-Konzernen machen meist nur einen relativ geringen Anteil am Umsatz aus. Gerade im Kernmarkt USA steigen die Medikamentenpreise zudem schon seit Jahren schneller als die Teuerung. Bei den am meisten verschriebenen Arzneimitteln war die Rate gemäss einer Studie des Rentnerverbands AARP seit 2006 im Schnitt etwa doppelt so hoch wie die Inflation.

Natürlich, bei den aktuellen Inflationsraten von 8 bis 10% werden die Medikamentenpreise vorerst kaum mithalten können. Dass sich an der Preismacht der Branche in absehbarer Zeit aber etwas grundlegend ändert, erscheint wenig wahrscheinlich. Im Februar 2019 wurden die Konzernführer aus der Biopharmaindustrie zwar in einer Art «Schauprozess» vor dem Senat «gegrillt». Seither hat sich in Sachen Preise aber nur wenig getan.

Aktuell liegen die Prioritäten der Biden-Regierung in erster Linie ohnehin auf der Ausweitung der ACA-Gesundheitsreform, die Barack Obama 2010 umgesetzt hatte. Ziel der Demokraten ist es, mehr Amerikaner durch eine Krankenversicherung zu schützen, was wiederum die Nachfrage nach Medikamenten fördern würde.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Republikaner bei den Zwischenwahlen Anfang November mindestens eine der beiden Kammern im Parlament erobern werden. Sollte das der Fall sein, wird sich auch in den nächsten zwei Jahren bei den Medikamentenpreisen kaum etwas bewegen. Mit Robert Califf wurde Mitte Februar zudem ein FDA-Vorsteher vom Senat bestätigt, der in der Branche viel Respekt geniesst und ihr nicht feindlich gesinnt ist.

Unsere Favoriten

Wer sich für Engagements im Biotech-Sektor interessiert, hat attraktive Anlagemöglichkeiten zur Auswahl.

Zu unseren Favoriten unter den Einzelwerten zählt weiterhin Amgen. Der Konzern verfügt über ein breites Portfolio an Medikamenten und hat diverse potenzielle Blockbuster-Präparate in der Pipeline. Spannend wird unter anderem, wie sich Lumakras kommerziell entwickelt, ein neuer Ansatz zur Behandlung von Krebserkrankungen.

Das Management von Amgen überzeugt durch einen hervorragenden Leistungsausweis bei der Kapitalallokation. Gemäss dem aktualisierten Ausblick vom Februar strebt das Unternehmen bis 2030 ein jährliches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Der Gewinn pro Aktie soll sich jeweils um rund 10% pro Jahr verbessern. Bei einem KGV von weniger als 14 für dieses Jahr und einer Dividendenrendite von 3,2% sind die Aktien ein klarer Kauf.

Etwas volatiler sind Titel von Vertex und Regeneron. Beiden Unternehmen trauen wir jedoch viel zu, was die Entwicklung neuer Medikamente angeht. Obschon das KGV etwas höher ist als im Fall von Amgen sind auch ihre Aktien nicht teuer.

Vertex etwa hat noch viel Spielraum für Wachstum, was das Kerngeschäft mit Medikamenten gegen zystische Fibrose (eine seltene und tödliche Stoffwechselkrankheit) betrifft. In diesem Bereich werden demnächst Studienresultate zu einem Konkurrenzprodukt von AbbVie erwartet. Reagieren die Aktien von Vertex negativ darauf, könnte sich für Neueinsteiger eine Chance eröffnen, denn der Konzern wird diese lukrative Marktnische mit seinem Know-how aller Voraussicht nach erfolgreich verteidigen können.

Performance über letzte zwölf Monate

In %
Amgen
Vertex
Regeneron
Gilead Sciences
S&P 500

Zu einem deutlichen Bewertungsabschlag handelt Gilead Sciences. Die Titel sind eine Wette darauf, dass es CEO Daniel O’Day, dem vormaligen Pharmachef von Roche, gelingt, den Spezialisten für antivirale Medikamente in ein Unternehmen zu transformieren, das in der Krebsforschung eine Zukunft hat. Bisher glaubt die Börse noch nicht wirklich daran. Zu einem KGV von wenig mehr als 9 sind die Papiere ein spannender Value-Play. Die Dividendenrendite beträgt 4,2%.

Wer sich etwas spekulativ betätigen will, kann zur Arrondierung eine kleinere Position im XBI-ETF erwägen. Nach dem scharfen Kurseinbruch des Fonds erscheint aus einer Trading-Perspektive eine grössere Gegenbewegung angezeigt; insbesondere, wenn im Sektor wieder etwas Übernahmefantasie aufkommen sollte.

Allerdings sind hier starke Nerven und eine deutlich überdurchschnittliche Risikofähigkeit erforderlich.


Deep Diving

An dieser Stelle präsentieren wir wie immer einige Links, die einen vertieften Einblick in ein aktuelles Thema geben:

  • Der Konkurrenzdruck unter Streaming-Diensten wie Netflix, Disney+, Amazon Prime Video und HBO nimmt zu. In den kommenden Monaten werden diverse Anbieter neu einen zusätzlichen Service mit Werbung offerieren. Empfehlenswert zu diesem Trend sind die aktuelle Ausgabe des «Stratechery»-Newsletters von Branchenbeobachter Ben Thompson sowie dieser Beitrag im Fachmagazin «Adweek».
  • Der Google-Mutterkonzern Alphabet hat sich im wachstumsstarken Bereich Cloud-Infrastruktur als solide Nummer drei nach Amazon Web Services und Azure von Microsoft etabliert. Doch wie gut ist Google Cloud Platform (GCP) im Vergleich zu den beiden Konkurrenten im Geschäft mit Rechen- und Speicherdiensten übers Internet aufgestellt? Mit dieser Frage befasst sich ein ausführlicher Twitter-Thread von Nayut Sitachitt, der den ESA Global Value Fund leitet.
  • Seit dem Ausbruch der Covid-Pandemie sind inzwischen mehr als zwei Jahre vergangen. Noch immer unklar ist aber, wie das Sars-CoV-2-Virus überhaupt entstand. Hat sich der Erreger in der Natur entwickelt? Oder handelt es sich vielleicht doch um ein Experiment aus einem Bio-Labor in Wuhan? Im Podcast «Curious Coincidence: A journey to the origins of COVID-19» geht die «MIT Technology Review» dem Ursprung des Erregers nach.

Und zum Schluss noch dies: «Oh hi lol»

Was hat Elon Musk mit Twitter vor? Diese Frage beschäftigt das Internet, seit der Tesla-Chef zu Wochenbeginn zum grössten Aktionär der Social-Media-Plattform avanciert ist. Die Aktien von Twitter haben allein am Montag einen Kurssprung von 27% verzeichnet – die beste Tagesperformance seit dem Börsengang im November 2013.

Am Dienstag sind die Titel in einem schwachen Gesamtmarkt weitere 2% vorgerückt. Dies, nachdem bekannt wurde, dass Musk Einsitz im Verwaltungsrat nehmen wird. Gemäss den Unterlagen, die er bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat, hält er nun 9,1% am Internetkonzern aus San Francisco. Seine Beteiligung übersteigt selbst den 2,3%-Anteil von Twitter-Gründer Jack Dorsey deutlich.

Diverse Fragen stellen sich, was den Aufbau der Position betrifft. Musk hat seinen Anteil zunächst in einem 13-G-Spezialformular gemeldet. Dieses ist ausschliesslich für «passive» Investoren vorgesehen, die keinen Einfluss auf eine Gesellschaft ausüben wollen.

Am Dienstagabend hat er dann ein gängiges 13-D-Formular nachgereicht, weil er im Twitter-Verwaltungsrat Einsitz nehmen wird. Wie er sagte, «freut er sich auf die Zusammenarbeit» mit Twitter-CEO Parag Agrawal und dem Verwaltungsrat. Seiner bescheidenen Art getreu verspricht er, «in den kommenden Monaten bedeutende Verbesserungen» umzusetzen.

Die Position in Twitter hat Musk rund 2,6 Mrd. $ gekostet. Vermutlich hat er dazu ein Teil des Geldes verwendet, das er unlängst durch die Veräusserung von Tesla-Aktien aufgenommen hat.

Für Kontroversen sorgt das Timing der Transaktion. Gemäss den US-Börsenauflagen müssen Investoren innerhalb von zehn Tagen melden, wenn sie an einem Unternehmen 5% oder mehr halten. Musk hatte diese Grenze laut seinen Angaben bereits am 14. März überschritten. Er liess bis zur Offenlegung jedoch mehr als zwanzig Tage verstreichen.

Auffällig ist zudem, dass das Handelsvolumen in den folgenden Tagen erheblich angezogen hat. Am 16. März wechselten über 25 Mio. Twitter-Aktien die Hand. In den folgenden beiden Tagen waren es knapp 31 bzw. 36 Mio. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Volumen belief sich in den letzten zwölf Monaten auf nur etwas mehr als 17 Mio. Titel pro Tag.

Zufall oder nicht: Hinlänglich bekannt ist, dass Musk null Respekt vor der SEC hat. Schon in der Vergangenheit verstiess er mehrfach gegen ihre Auflagen. Der wohl bekannteste Fall ist sein irreführender Tweet vom August 2018, dass er Tesla von der Börse nehmen werde. Hinzu kommt die eine oder andere Profanität, die an das Verhalten eines pubertierenden Teenagers erinnert.

«Oh hi lol», grüsste Musk seine rund 80,5 Mio. Twitter-Follower, kurz nachdem seine Beteiligung an der Plattform bekannt geworden war. «lol» ist eine populäre Abkürzung für «laughing out loud» – lauthals lachend.

Wie lustig die Regulatoren all diese Ungereimtheiten finden, wird sich nun zeigen. Zu erwarten ist, dass sie es auch dieses Mal nur bei einer leichten Verwarnung belassen.

Herzliche Grüsse von der US-Westküste und hoffentlich bis nächste Woche,

Christoph Gisiger