Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, die Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, spricht im Videointerview über die aktuellen Entwicklungen und Aussichten an den Finanzmärkten.
Die Finanzmärkte haben ein überaus schwieriges und verlustreiches erstes Halbjahr hinter sich. Sowohl mit Anleihen wie auch mit Aktien haben Anlegerinnen und Anleger in den breiten Indizes zwischen 15 und 30% verloren.
Zumindest für Bonds sieht Martin Lück das Schlimmste überstanden. Der Leiter für Kapitalmarktstrategie in den Regionen Deutschland, Österreich, Schweiz und Osteuropa in Diensten des Vermögensverwalters BlackRock denkt, dass der Höhepunkt in den Bondrenditen bereits hinter uns liegen könnte.
Schwieriger bleibe das Umfeld für Aktien, wie er im Videointerview mit The Market sagt. Eine Rezession in den USA und in Europa sei ein realistisches Szenario, und die Gewinnschätzungen der Analysten seien noch zu hoch. «Die bevorstehende Berichtssaison wird extrem wichtig, weil die Unternehmen ihren Ausblick auf die zweite Jahreshälfte geben. Ich sehe noch erheblich Raum für eine Reduktion der Gewinnschätzungen», sagt Lück.
Im Interview sagt Lück zudem, wann die Zentralbanken gezwungen sein könnten, den Fuss von der Bremse zu nehmen und eine geldpolitische Kehrtwende zu beschliessen: «Die Bank of England wird die erste grosse westliche Zentralbank sein, die das Handtuch werfen muss.»
Im direkten Vergleich zwischen europäischen und amerikanischen Aktien bevorzugt er letztere: «Der Krieg in der Ukraine ist die grösste Katastrophe unserer Tage. Ich befürchte, dass Europa deutlich stärker und länger vom Krieg betroffen sein wird als die USA. Deshalb sehe ich mehr Erholungspotenzial in amerikanischen Aktien als in europäischen.»
Der Boden in den Aktienkursen ist seiner Meinung nach noch nicht erreicht. Hingegen ist er konstruktiv für Gold: «Die Argumente sprechen in Summe eher für einen stärkeren Goldpreis in der zweiten Jahreshälfte.»
Sie können die Aufzeichnung des Video-Gesprächs hier in voller Länge sehen: